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Untersuchungen zum Vorkommen dioxinähnlicher PCB in der Raumluft

• Dioxinähnliche polychlorierte Biphenyle (PCB) und polychlorierte Dioxine/Furane (PCDD/F) im Innenraum - Modelluntersuchungen zum Einfluss PCB-belasteter Bauteile und Baustoffe auf die Innenraumluft in Abhängigkeit von baulichen Einrichtungen und klimatischen Randbedingungen (PDF 1,7 MB)
  Volland G. und Neuwirth A., Materialprüfungsanstalt Universität Stuttgart, MPA - Otto-Graf-Institut, März 2005
  Abstract
  Die wichtigsten Ergebnisse sind erschienen in: Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft, 66(3), 2006
  G. Volland und Mitarbeiter untersuchten im Winter 2003/2004 und im Sommer 2004 fünf öffentliche Gebäude in Baden-Württemberg
  
  • drei Gebäude mit Clophen A60-haltigen Deckenplatten und PCB-Raumluftkonzentrationen von 1500-4000 ng/m³
  • ein Gebäude mit Clophen A60-haltigen Deckenplatten und Clophen A50/A60-haltigen Fugen und PCB-Raumluftkonzentrationen teilweise über 4000 ng/m³ (Gebäude C der Morgenstelle)
    
  • ein Gebäude mit Clophen A30/A40-haltigen Fugen
  Ziel des Projekts war, unter unterschiedlichen Bedingungen (Sommer/Winter, Nutzungs-/Normalbedingungen) die durchschnittliche Belastung der Innenräume durch PCB, unter Berücksichtigung der dioxinähnlichen PCB, zu bestimmen.
  Ergebnisse:
  • Bei einer Temperaturerhöhung um 5° verdoppelt sich die Konzentration der (LAGA-)PCB und die Konzentration der dioxinähnlichen PCB verdreifacht sich.
  • Die Konzentration der Furane (PCDF) trug etwa 20% zur Gesamt-Dioxin-Konzentration bei. Der Beitrag der Dioxine (PCDD) war vernachlässigbar gering.
  • Die Autoren weisen auf Folgendes hin:
    "Wird der hier diskutierte "Gefahrenwert" (RW-II-Wert) von 4,7 pg WHO-TEQ/m³ Bestandteil des Bewertungsschemas für PCB-belastete Innenräume so müssten aus der Logik der Gefahrenwerte im Baurecht alle Gebäude mit einer vergleichbaren Quellenlage de facto sofort geschlossen und saniert werden. Dies würde beispielsweise in Baden-Württemberg zwangsläufig zur unmittelbaren Schließung einer Reihe von Hochschulgebäuden führen, da eine Überschreitung eines Gefahrenwerts eine unmittelbare Gefahr (im Sinne des Polizeirechts) für die Nutzer dieser Gebäude bedeutet. ..."
  
  
• Untersuchungen zur PCB-Belastung der Luft in Innenräumen unter Einschluss der Verbindungen, für die toxisch besonders bedeutsame TEQ-Werte ermittelt worden sind",
  H. Kieper, HJ Hemminghaus, August 2005, im Auftrag des Umweltbundesamts
  In 17 verschiedenen Gebäuden mit verschiedenen PCB-Quellen (Deckenplatten, Anstriche und Dichtungsmassen) sowie verschiedenen Typen von PCB-Gemischen (Clophen A60, A50, A40) wurden die Konzentrationen der 6 Indikator-PCB, der 12 dioxinähnlichen PCB (WHO-PCB), sowie von 15 weiteren PCB-Kongeneren bestimmt. Aus der Konzentration der WHO-PCB wurde nach Multiplikation mit den jeweiligen TEFs (Toxizitätsäquivalenz-Faktoren) der TEQ-Wert berechnet. Da die dioxinähnlichen PCB nur in relativ geringen Konzentrationen vorliegen und deshalb nur mit großem analytischem Auwand zu bestimmen sind, wurde geprüft, ob eine Abschätzung des TEQ über häufiger vorkommende PCB-Kongenere möglich ist.
  Bei PCB-Raumluftkonzentrationen von 97,2 bis 17000 ng /m³ wurden PCB-TEQ-Werte zwischen 0,1 und 22,9 pg TEQ/m³ ermittelt. In einem Raum mit Clophen A60-haltigen Deckenplatten trugen die Furane/Dioxine mit 18% zum Gesamt-TEQ der Raumluft bei. Im Fall der anderen Quellen lag dieser Anteil bei 5-6%.
• Messung coplanarer polychlorierter Biphenyle (PCB) im Innenraum, M. Kohler, 2001, im Auftrag des (Schweizer) Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) und des (Schweizer) Bundesamtes für Gesundheit (BAG)
  Messungen in 29 Räumen ergaben Konzentrationen an coplanaren (dioxinähnlichen) PCB von 0,28 bis 1,3 pg TEQ/1000 ng PCB.
• Dioxin-like PCBs in the environment - human exposure and the significance of sources
  Ruth, E. Alcock, Peter A. Behnisch, Kevin C. Jones and Hanspaul Hagenmaier, Chemosphere, Vol. 37, No.8, 1998
  "...This paper demonstates the significance of including dioxin-like PCBs in the human risk assessment process in comparison to using a TEQ based on only PCDD/Fs. An extensive literature search has been conducted and the extent of dioxin-like PCB contamination in a variety of foods evaluated. Also, the significance of background exposure levels and body burdens of PCBs in the UK is compared to that of PCDD/Fs. Evidence for dioxin-like PCB sources in the environment is reported in order to identify principal exposure routes and the potential for source reduction measures. In this respect, it is important to determine the status of current sources releasing dioxin-like compounds into the environment, i.e. the relative contribution of controlled large industrial emission sources versus uncontrolled open sources such as small capacitors, lighting ballasts or building sealants. ..."
• Polychlorierte Dioxine und Furane in öffentlichen Gebäuden
  R. Blessing, Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft 57 (1997)
• "Nicht-, mono- und di-ortho-chlorierte Biphenyle (PCB)
  Isomerenspezifische Untersuchungen über Eintrag, Verbleib, und Risikoabschätzung in der Umwelt"
  Peter Behnisch, Dissertation, Fakultät für Chemie und Pharmazie der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, 1997
  UFO-Dissertation; Band 321, ISBN 3-930803-20-8
  Behnisch untersuchte von 1994-1996 u.A. Raumluft und Fugen im Gebäude A der Morgenstelle und die Raumluft einzelner anderer Gebäude auf PCB, unter besonderer Berücksichtigung der dioxinartig wirkenden PCB. Nur in zwei von zwölf untersuchten Räumen lag der PCB-TEQ unter dem vom BGA 1992 empfohlenen Vorsorgewert von 0,5 pg TE/m³. Bezogen auf den PCB-Raumluft-Vorsorgewert von 300 ng/m³ lagen in allen Räumen die PCB-TEQ-Werte über dem Dioxin-Vorsorgewert von 0,5 pg TE/m³, d.h. die Räume müssten bei einer Raumluftbelastung von 300 ng PCB/m³ auf Grund ihres TEQ-Gehaltes mittelfristig saniert werden. Herr Behnisch wies in seiner Arbeit nach, dass die Bestimmung der PCB-Standardkongenere zur Abschätzung des Risikos nicht ausreicht, da die dioxinähnlichen PCB die kritischere Substanzgruppe sein können und eine brauchbare Abschätzung des PCB-TEQ aus den Konzentrationen der Standard-PCB nicht möglich zu sein scheint.
  Bei einem Expertengespräch im damaligen BgVV (Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz) wurde der Vorschlag zurückgewiesen, die Bestimmung der dioxinähnlichen PCB auch in Deutschland in die Routineanalytik aufzunehmen:
  "In einem Expertengespräch des BgVV (Beck et al. 1996) wird das (TEF-) Konzept (für PCB) kritisiert und nur für bestimmte Einzelfälle als sinnvoll erachtet. Dies wird damit begründet, daß
  • aus den Bereichen der Epidemiologie und experimentellen Toxikologie z.Zt. keine substanziellen Erkenntnisse vorliegen, welche die derzeitig tolerable tägliche Aufnahme (TDI) von 1 Mikrogramm PCB/kg KG in Frage stellen,
  • das Wirkungsspektrum der PCB viel größer ist als nur der Effekt über den Ah-Rezeptor,
  • die TEF-Werte stark streuen, teilweise sehr klein sind und die Toxikokinetik bei der Ermittlung der TEF-Werte zu wenig berücksichtigt wurde,
  • die Ergebnisse der Routine-Analytik (ECD) eine zu starke Streuung aufweisen und man aufwendigere Analysemethoden (HRMS) verwenden müßte,
  • keine überproportionale Anreicherung der dioxinähnlichen PCB in Humanproben zu finden sind und
  • PCB-153 teilweise als Indikator (Prädiktor) für den PCB-TEQ einsetzbar ist.
  Die dioxinähnlichen PCB sollen nach diesem Expertengespräch in Deutschland nur dann in die Routineanalytik aufgenommen werden, wenn sie einen im Vergleich zu den Dioxinen bedeutenden Einfluß auf Mensch und Tier haben, die Analytik sichere Ergebnisse liefert und Extrapolationen der Indikatorkongenere keine sinnvollen Resultate ergeben. Die vorliegende Arbeit versucht, zu einigen dieser Punkte Stellung zu nehmen.
  ... Aus den beschriebenen Quellen resultieren Belastungen für Mensch und Tier. Insbesondere die PCB-TEQ-Anteile am Gesamt-I-TEQ in der Innenraumluft von PCB-belasteten Innenräumen des Chemischen Instituts der Universität Tübingen ... sind erwähnenswert.
  Vorliegene Arbeit stellt die isomerenspezifische Analytik der dioxinähnlichen PCB und Indikator-PCB vor. Es soll deutlich gemacht werden, daß die PCB in zahlreichen Fällen eine bedeutenden Anteil am I-TEQ-Wert haben. ... Sowohl in technischen Gemischen als auch in biologischen Proben stellt das PCB-Kongener #126 fast ausschließlich den TEQ aus allen PCB dar.
  Aufgrund der Tatsache, daß die Bestimmung der dioxinähnlichen PCB in vielen Ländern wie den USA, Japan und den Niederlande teilweise bereits zur Routineanalytik gehört und es noch einige wichtige Fragen zu klären gibt, sollte man die derzeitige Ansicht des BgVV, nur die Indikator-PCB und nicht die nicht-ortho-chlorierten PCB in die Routineanalytik aufzunehmen, noch einmal kritisch hinterfragen."