PCB und Dioxine in der Universität Tübingen Arbeitsgruppe PCB 
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The olfactory system as a portal of entry for airborne polychlorinated biphenyls (PCBs) to the brain?, (PDF 516 kB)
R. Apfelbach et al. 1998, Arch Toxicol 72: 314-317

Die Untersuchung von Apfelbach et al. deutet darauf hin, dass luftgetragene PCBs über das Riechsystem direkt ins Gehirn transportiert werden.
Schon bei Raumluftkonzentrationen von 260 ng/m³ wurden bei Frettchen hohe PCB-Konzentrationen im Bulbus olfactorius (Riechkolben) des Gehirns gemessen.
Das Kongenermuster im Bulbus olfactorius ähnelt dem der Raumluft, während im Rest des Gehirns und in den anderen Geweben das normalerweise in biologischen Proben gefundene Muster vorhanden ist. Dieser Befund kann nicht durch unterschiedliche Verstoffwechslung von PCB in verschiedenen Gehirnregionen erklärt werden. Die vorhandenen Daten könnten daher als ein Hinweis auf einen Transport von luftgetragenen PCB über das olfactorische System (Riechsystem) zum Gehirn gewertet werden.

Einige Hintergrundinformationen zum Riechsystem:

Beim Menschen befinden sich etwa 10 Millionen Riechzellen auf den 5 cm2 Riechschleimhaut. Jede dieser Zellen verfügt über ein Axon (langer Fortsatz einer Nervenzelle), das durch den Schädelknochen bis in den Riechkolben des Gehirns reicht ("Nobelpreis für Medizin. Riechen als Rechenexempel" von Bernhard Epping, Spektrum der Wissenschaften, Dez. 2004)
Der Transport von Fremdstoffen (organische Lösungsmittel, Cadmium, Viren, das Hormon Oxytocin) über den Riechnerv, unter Umgehung der Blut-Hirn-Schranke, wurde von verschiedenen Autoren beschrieben.

"The olfactory system is perhaps the most vulnerable neural tissue in terms of airborne pollutants, since the receptors are directly exposed and are also exposed via the circulatory system to bloodborne toxicants. ...
The structures of the brain which receive olfactory input data are also known to be involved in the regulation of basic behaviors ...: The hypothalamus is initially involved in the regulation of hunger, thirst, sexual activity and sleep. Lesions in the amygdala and surrounding structures produce alterations in sexual and social behaviors. ...
To assume that the effects are not important might be to overlook a strong and yet unobtrusive effect of the olfactory environment on everyday human behavior."
(In Bezug auf Luftschadstoffe ist das Riechsystem möglicherweise der empfindlichste Teil des Gehirns, da die Rezeptoren den Schadstoffen sowohl direkt als auch über den Blutkreislauf ausgesetzt sind. ... Die Teile des Gehirns, die vom Riechsystem beeinflusst werden, steuern u.A. das Verhalten. Der Hypothalamus ist eng an der Regulierung von Hunger, Durst, Sexualverhalten und Schlaf beteiligt. Verletzungen der Amygdala und der sie umgebenden Strukturen führen zu Veränderungen des sexuellen und sozialen Verhaltens. ... Falls man annimmt, dass diese Effekte zu vernachlässigen seien, könnte man möglicherweise übersehen, dass Umweltfaktoren über das Riechsystem das menschliche Alltagsverhalten in starker und dennoch verborgen bleibender Weise beeinflussen.)

aus
Olfaction: Anatomy, Physiology and Behavior (392 kB),
Vernon A. Benignus, James D. Prah (US-EPA), Environmental Health Perspectives, Vol.44, 1982




URL: http://www.tat.physik.uni-tuebingen.de/~pcb-info/riechnerv0506.html
AutorInnen: Christine Herold (herold@tat.physik.uni-tuebingen.de), Ute Kraus (ute.kraus@uni-tuebingen.de), Corvin Zahn (corvin.zahn@uni-tuebingen.de)
Date: 2005-11-29