PCB und Dioxine in der Universität Tübingen Arbeitsgruppe PCB 
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Toxikologisch begründete Grenzwerte   -   momentan gültige Grenzwerte

  dioxinähnliche PCB/Dioxine/Furane Gesamt-PCB
     
toxikologisch begründeter Gefahrenwert 4,7 pg TEQ/m³ 200 ng/m³ für Aufenthalt weniger als 7 Stunden
70 ng/m³ für Aufenthalt mehr als 7 Stunden
toxikologisch begründeter Raumluftvorsorgewert 0,47 pg TEQ/m³ 20 ng/m³ für Aufenthalt weniger als 7 Stunden
10 ng/m³ für Aufenthalt mehr als 7 Stunden
Literaturangabe/ Quelle Beitrag von PD Dr. Körner (LfU Augsburg) auf der Fachtagung "dioxinähnliche PCB in der Umwelt" am 13./14. Januar 2003 in Augsburg Toxikologische Bewertung polychlorierter Biphenyle (PCB) bei inhalativer Aufnahme, Studie des Landesumweltamtes NRW, 2002
     
momentan gültige Raumluft-Interventionswerte für Innenräume Nachdem die EU die dioxinähnlichen PCB zusammen mit den Dioxinen bewertet hat, beschäftigt sich das Umweltbundesamt mit der Frage, ob nicht auch für dioxinähnliche Verbindungen im Innenraum Richtwerte aufgestellt werden müssen. Im Jahr 2003 werden im Rahmen eines Forschungsvorhabens dioxinähnliche Verbindungen in Innenräumen gemessen. Die Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. 3000 ng/m³
In einigen Bundesländern wird dieser Wert auf die Aufenthaltsdauer umgerechnet, d.h.
9000 ng/m³ für Schulen und Arbeitsplätze
momentan gültige Raumluft-Vorsorgewerte für Innenräume siehe oben 300 ng/m³
In einigen Bundesländern wird dieser Wert auf die Aufenthaltsdauer umgerechnet, d.h.
900 ng/m³ für Schulen und Arbeitsplätze
Literaturangabe/ Quelle Vortrag von Frau Dr. Roßkamp (Umweltbundesamt) auf der Tagung der Umweltmediziner vom 29.9. bis 1.10.03 in Tübingen PCB-Richtlinie ;
PCB-Richtlinie Baden-Württemberg, (Auszug)
     
momentan gültiger Luftgrenzwert für Arbeitsplätze mit bekanntem Schadstoffumgang belasteter Bereich: ab 5 pg TEQ/m³
Grenzwertkonzentration (Technische Richtkonzentration = TRK): 50 pg TEQ/m³
Wird die TRK nicht unterschritten, ist eine geeignete persönliche Schutzausrüstung zu tragen: Atemschutzgerät, Handschutz, Schutzkleidung.
"Ist die TRK nicht dauerhaft sicher eingehalten, so sind mindestens P2-Masken, Handschuhe und Einwegkleidung zur Verfügung zu stellen und sollten von den Mitarbeitern benutzt werden."
"Die mittlere Konzentration ... soll in keinem 15-Minuten-Zeitraum die 4-fache Grenzwertkonzentration überschreiten." (Spitzenbegrenzung)
Vor dem Verwendungs- und Herstellungsverbot von PCB im Jahr 1989 galten folgende MAK-Werte (Maximale Arbeitsplatzkonzentration):
54% Chlor (z.B. Clophen A50): 0,7 mg/m³ (andere Angaben: 0,5 mg/m³)
42% Chlor (z.B. Clophen A30): 1,1 mg/m³ (andere Angaben: 1,0 mg/m³)
Für Clophen A60 (64% Chlor), das vermutlich auf der Morgenstelle verwendet wurde, gab es keinen MAK-Wert.

"Beim Umgang mit hautresorptiven Stoffen (wie PCB) ist die Einhaltung des Luftgrenzwertes für den Schutz der Gesundheit nicht ausreichend. Durch organisatorische und arbeitshygienische Maßnahmen ist sicherzustellen, dass der Hautkontakt mit diesen Stoffen unterbleibt."
Literaturangabe/ Quelle Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 557) Dioxine
Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 900) "Luftgrenzwerte" S.25
Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 900) "Luftgrenzwerte" S.8, S.22;
International Chemical Safety Cards
     
Luftgrenzwert für Schwangere   Der Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) hat im Jahr 2002 empfohlen, für schwangere Arbeitnehmerinnen den Vorsorgewert von 300 ng/m³ (bezogen auf 24 Stunden) einzuhalten. Das Gewerbeaufsichtsamt hat die Universität Tübingen auf diese Empfehlung hingewiesen Die Universität Tübingen hat die Einhaltung zugesagt.
Für schwangere Studentinnen und schwangere Schülerinnen ist das Gewerbeaufsichtsamt nicht zuständig, d.h. für diese gilt der Grenzwert der PCB-Richtlinie.
Literaturangabe/ Quelle   27.02.2002: Schwäbisches Tagblatt;
Personalratsmitteilungen März 2002, S.5;
telefonische Mitteilung des Gewerbeaufsichtsamtes
     
Grenzwert für Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse Die Chemikalienverbotsverordnung gibt maximale Konzentrationen für verschiedene Dioxin- und Furankongenere an. Dies entspricht einer Belastung von ca. 100 bis 1000 ng TEQ/kg. Bei Überschreitung dürfen diese Stoffe nicht in Verkehr gebracht werden. (Die zwei Staubproben aus dem C-Bau, die auf dioxinähnliche PCB untersucht wurden, ergaben Werte zwischen 100 und 1000 ng PCB-TEQ/kg Staub. Staubsaugerbeutel müssen auf Grund des PCB-TEQ-Gehaltes als Sondermüll entsorgt werden.) Materialien, die mehr als 50 mg PCB/kg enthalten, dürfen nur in einer hierfür zugelassenen Anlage entsorgt werden.
(Alle sieben Staubproben aus dem C-Bau der Morgenstelle waren mit mehr als 50 mg PCB/kg Staub belastet. Staubsaugerbeutel müssen auf Grund des Gesamt-PCB-Gehaltes als Sondermüll entsorgt werden)
Literaturangabe/ Quelle Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 557) Dioxine PCB-Abfallverordnung


Ist der Körper verschiedenen (Schad-)Stoffen gleichzeitig ausgesetzt, so können sich diese Stoffe in ihrer Wirkung beeinflussen.

Additive und synergistische Effekte von verschiedenen (Schad)-Stoffen werden bisher bei Grenzwertabschätzungen nicht berücksichtigt.



Eigene Wertung:

In PCB-belasteten Gebäuden steigt die Raumluftbelastung mit der Temperatur. Das Institut Dr. Jäger schreibt (Prüfbericht Hörsaalzentrum/Physikwerkstatt, 11.02.2002) "Erfahrungsgemäß führt eine Temperaturerhöhung von 6-7°C zu einer Verdopplung der Raumluftbelastung ".
Raumluftmessungen aus dem Jahr 2000 in einem Raum der - inzwischen wegen der PCB-Belastung abgerissenen - Georg-Ledebour-Schule in Nürnberg/Fürth zeigen einen noch stärkeren Anstieg mit der Temperatur: Im Raum L52 wurden im Oktober 1252 ng/m³, im November 1331 ng/m³, im Juli 1796 ng/m³, im August 6083 ng/m³ und, an einem heißen Tag in den Pfingstferien, an dem die Raumtemperatur auf 35°C stieg, 20800 ng/m³ gemessen (Stadt Nürnberg, Vierteljahresbericht 3/2001,II. PCB-Belastung der Georg-Ledebour-Schule, Abschnitt 3.1).

Für schwangere Studentinnen (ohne Arbeitsvertrag) und für Kinder gelten die Grenzwerte der PCB-Richtlinie (3000 ng/m³ - In einigen Bundesländern, wie Baden-Württemberg, gelten auf die Aufenthaltsdauer bezogene höhere Grenzwerte). Für schwangere Arbeitnehmerinnen mit halber Stelle wird an der Universität Tübingen der Vorsorgewert von 300 ng/m³ auf 1800 ng/m³ hochgerechnet.

Ein hypothetisches Zahlenbeispiel:
Geht man davon aus, dass eine Temperaturerhöhung um 6°C in etwa zu einer Verdopplung der Raumluftbelastung führt, so ist in einem Raum, der bei einer üblichen Bürotemperatur von 22°C mit 1800 ng PCB/m³ belastet ist, an einem heißen Tag bei 34°C mit über 7000 ng PCB/m³ zu rechnen.
Falls die dioxinähnlichen PCB jeweils im selben Verhältnis vorhanden sind wie in der Physik-Bibliothek des Gebäudes C der Morgenstelle gemessen (8,44 pg TEQ pro 1000 ng PCB), so beträgt die Dioxinbelastung im Normalfall 15,2 pg TEQ/m³, an einem heißen Tag jedoch über 60 pg TEQ/m³.
So kann in Sommermonaten der Fall eintreten, dass - bei Anwendung der PCB-Richtlinie - Kinder oder schwangere Studentinnen in Räumen unterrichtet werden müssen, die Arbeiter - bei Anwendung der TRGS 557 - nur mit Schutzkleidung und Atemschutzgerät betreten dürfen.

Neuere Untersuchungen der Materialprüfungsanstalt, Universität Stuttgart ( Dioxinähnliche polychlorierte Biphenyle (PCB) und polychlorierte Dioxine/Furane (PCDD/F)im Innenraum, Volland,G.; Neuwirth,A., 2005) zeigen eine noch stärkere Temperaturabhängigkeit der PCB-Raumluftkonzentration: Bei einer Temperaturerhöhung um 5°C steigt die PCB-Raumluftkonzentration auf den doppelten und die Raumluftkonzentration der dioxinähnlichen PCB auf den dreifachen Wert.

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URL: http://www.tat.physik.uni-tuebingen.de/~pcb-info/index.html
AutorInnen: Christine Herold (herold@tat.physik.uni-tuebingen.de), Ute Kraus (ute.kraus@uni-tuebingen.de), Corvin Zahn (corvin.zahn@uni-tuebingen.de)
Date: 2005-12-03