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Fachtagung "Dioxinähnliche PCB in der Umwelt -
Quellen, Verbleib, Exposition und gesundheitliche Bewertung" (Augsburg
13./14.1.2003), Veranstalter: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz.
Zusammenfassung (130 kB)
Tagungsband (388 kB), 52 Seiten
Wegen ihrer unterschiedlichen
Wirkungsmechanismen werden dioxinähnliche und nicht-dioxinähnliche PCB bei
Grenzwertabschätzungen separat betrachtet.
Das Verhältnis dioxinähnlicher PCB zu Gesamt-PCB in der Luft lag bei Untersuchungen in der Schweiz (710 kB), (niederchlorierte PCB)
zwischen 0,28 und 1,3 pg PCB-TEQ/1000 ng Gesamt-PCB. In Deutschland wurden
bisher nur wenige Gebäude auf dioxinähnliche PCB untersucht: In einer deutschen
Schule (niederchlorierte PCB ) wurden 1,13 pg PCB-TEQ/1000 ng PCB und in zwei
Gebäuden mit Wilhelmi-Deckenplatten (hochchlorierte PCB) je etwa 4 pg
PCB-TEQ/1000 ng PCB gemessen. Die Dioxin/Furan-Belastung wurde nur in einem der
beiden letzteren Gebäude bestimmt: Sie betrug dort 20% des PCB-TEQ. Auf der
Morgenstelle (Tübingen) ist das Verhältnis dioxinähnlicher PCB zu Gesamt-PCB mit 8,44 pg
PCB-TEQ/1000 ng Gesamt-PCB besonders hoch. (Vortrag PD Dr. Körner, LfU Augsburg;
ein Teil der vorgestellten Messungen wurde von ihm selbst durchgeführt; im
Tagungsband sind einige der neueren Messwerte noch nicht zu finden).
Prof. Winneke (Universität Düsseldorf) stellte seine Untersuchung über die
"Vor- und nachgeburtlichen Belastung mit PCB und Auswirkung auf
die kindliche Entwicklung" vor (Tagungsband S. 38). Zur
entwicklungsbezogenen Neurotoxizität von PCB liegen weltweit mehrere Studien an
Kleinkindern und Kindern vor, die die Empfindlichkeit des sich entwickelnden
Gehirns für PCB im Bereich umweltrelevanter Konzentrationen bestätigen. Prof.
Winneke führte in Düsseldorf eine Kohortenstudie durch. Die PCB-Werte im Blut
der Kinder und in der Muttermilch sind im internationalen Vergleich als relativ
hoch zu bewerten. Im Alter von 30 und 42 Monaten zeigte sich ein deutlich
negativer Zusammenhang zwischen vorgeburtlicher PCB-Belastung und der geistigen
Entwicklung der Kinder. Ein zusätzlicher negativer Einfluss ergab sich durch die
PCB-Zufuhr durch Stillen (Dennoch überwiegen in der Summe die positiven Seiten
des Stillens). Prof. Winneke wies nach, dass ein günstiges häusliches Umfeld für
die Kinder einen positiven Entwicklungseffekt von vergleichbarer Größenordnung
hat. Das Entwicklungsdefizit durch PCB kann somit durch besondere Förderung
kompensiert werden.
Im Alter von 72 Monaten war ein negativer
vorgeburtlicher PCB-Effekt nicht mehr erkennbar. Er wird vermutlich durch andere
Effekte überlagert.
(Bemerkung: Die u.a. von Prof. Schrenk erwähnten neuen
tierexperimentellen Daten zur Toxizität von PCB haben (im Rahmen der
Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung) zur gesetzlichen Verankerung eines
Bodenprüfwertes geführt, dessen Ableitung auf einem TDI-Wert von 15 ng/(kg KG *
Tag) basiert.
Der alte TDI-Wert von 1 Mikrogramm /(kg KG * Tag), der bisher
als Bewertungsgrundlage (u.a. in der PCB-Richtlinie zur Ableitung von
Sanierungsziel- und Interventionswerten für Innenräume) herangezogen wurde, wird
damit in Frage gestellt.
In einer vom Landesumweltamt NRW in Auftrag
gegebenen Studie
wurde im Jahr 2002 auf der Grundlage dieser Neubewertung aus einem (aus den
obigen Daten gerundeten) TDI-Wert von 15 ng/kg KG*d ein toxikologisch
begründeter Raumluft-Vorsorgewert von 10 ng/m³ (20 ng/m³ bei Aufenthalt < 7
Stunden) und ein toxikologisch begründeter Interventionswert von 70 ng/m³ (200
ng/m³ bei Aufenthalt < 7 Stunden) abgeleitet.)
URL:
http://www.tat.physik.uni-tuebingen.de/~pcb-info/tagung-augsburg-0103.html
AutorInnen:
Christine Herold (herold@tat.physik.uni-tuebingen.de), Ute Kraus
(ute.kraus@uni-tuebingen.de), Corvin Zahn
(corvin.zahn@uni-tuebingen.de)
Date: 2006-06-05